Waldorfpädagogik

Wie lernt das kleine Kind?

Da Kinder heutzutage in einer zunehmend technisierten Welt aufwachsen, wird es für sie immer seltener, sinnvolle und für sie nachahmenswerte Tätigkeiten zu sehen, mitzuerleben und daraus spielerisch nachahmen zu können. Der Waldorfkindergarten sieht seine Aufgabe darin, das Kind so zu fördern, dass es für seine zukünftigen Aufgaben gestärkt ist. So ist der Lernbegriff der Waldorfpädagogik ein indirekter.

Daher werden keine Lernprogramme in unserem Kindergarten durchgeführt. Denn in der durch Nachahmung geprägten Lebensphase steht die leibliche Entwicklung des Kindes im Vordergrund. Die Kinder lernen, selbstständig zu denken, um sich und die Welt zu verstehen. Sie sind schöpferische Wesen, die sich mithilfe ihrer Fantasie die Welt erschließen. Unsere Aufgabe ist es, diese kreative Kraft der Kinder zu entwickeln, zu schützen und zu kultivieren. Eltern und Pädagog*innen sind dazu aufgefordert, für Kinder ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich über das Spiel mit all ihren Sinnen die Schönheit, Echtheit und Vielseitigkeit der Welt erschließen können.

Jahresfeste

Die christlichen Jahresfeste sind wiederkehrende Höhepunkte im Kindergartenjahr.  Durch bewusstes Miterleben des Jahreslaufes wird das Leben der Kinder im Rhythmus der Natur gefördert. Die Kinder erleben in einem Waldorfkindergarten bewusst mit, was sich in der Natur verändert. Die Feste werden mit Bräuchen und Ritualen, mit Märchen und Legenden gepflegt. So erleben die Kinder die Jahresfeste in einer tiefgründigen Bedeutung, was durch die heutige Kommerzialisierung unserer Feste stark verloren gegangen ist.

Herbst

Erntedankfest
Michaeli
Martini-Laternenfest

Winter

Adventsgärtlein
Nikolaus
Krippenspiel
Drei Königsspiel
Fasching

Frühling

Ostern
Himmelfahrt
Pfingsten

Sommer

Johanni/Sommerfest
Schulkinderverabschiedung

Eurythmie

Die Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die in Laut, Wort, Rhythmus und Musik lebende Qualitäten mit Händen und Füßen und durch den ganzen Leib des Menschen zum Ausdruck bringt.

Das Wesen des Rhythmus ist das Wesen alles Lebendigen. Alles Rhythmische ist heilsam, das bedeutet, das rechte Maß zu finden, ein gesundes Verhältnis zu mir, zum Anderen, zu meiner Umgebung. Eurythmie wirkt harmonisierend, gesundend und aufbauend auf Leib, Seele und Geist.

Im Kindergarten haben wir es mit der sogenannten Elementaren Eurythmie zu tun, auf der Grundlage von Vorbild und Nachahmung. Ein kleines Kind ahmt unseren Gang nach und fühlt ganz ungefiltert auch die Seelenhaltung die sich hinter unserer Bewegung verbirgt. Das Nachgeahmte geht tief in das Empfinden des kleinen Kindes hinein.

Wenn im Kindergarten Eurythmie gemacht wird, üben wir nicht nur, uns schön zu bewegen, sondern versuchen, diese erfüllten Bewegungen in Bildern in einen Bezug von Innen- und Außenwelt zu setzen. Wir gehen auf Zehenspitzen wie ein Zwerglein, wir hüpfen wie die Hasen oder Frösche. Aber auch die Sonne können wir leuchten lassen oder den Regen rieseln

Vorschularbeit

Das letzte Kindergartenjahr ist für die angehenden Schulkinder ein ganz besonderes Jahr. Sie bewegen sich frei in ihrer Umgebung, sind vertraut mit dem Ablauf und den Ritualen im Kindergartenalltag und freuen sich auf neue Herausforderungen.

Sie sind die „Helfer“ bei den Jüngeren (soziale Kompetenz ) und übernehmen Aufgaben/Pflichten, wie z. B. das Decken des Frühstückstisches (Mathematik), waschen ab und fegen den Raum (Sinnespflege, Grob- und Feinmotorik), stellen den Stuhlkreis und übernehmen Botengänge. Puppen- und Fingerspiele können von ihnen selbstständig vorgeführt werden.

Und mit großer Aufregung fiebern sie ihrer „Schulkindarbeit“ entgegen, dies sind handwerklich-künstlerische Arbeiten. Es wird an der Werkbank gesägt, geraspelt, gefeilt, gebohrt, gehämmert und zum guten Schluss geölt. Doch auch die Fertigkeit des Filzens, Stickens und Webens wird nicht außer Acht gelassen und benötigt einiges an Geduld und Aufmerksamkeit von den Kindern.

An einem Tag in der Woche gehen die Kinder in den Schulkindmorgen, diesen verbringen sie ohne die Jüngeren. Hier bemüht sich der Waldorfkindergarten, den Kindern noch einmal ganz gezielt in geeigneter Weise eine Nachreifung der noch zu entwickelnden Fähigkeiten zu ermöglichen. Dies gilt auch für Defizite in der Sprach- und Bewegungsentwicklung, von denen heute immer mehr Kinder betroffen sind. Um ein gesundes Fundament für lebenslange Lern- und Leistungsfähigkeit zu sichern, legt die Waldorfpädagogik großen Wert auf eine ausreichend leibliche Entwicklung, auf die das Kind sich stützen kann und dass der Leib als verlässliches, belastbares Instrument zur Verfügung steht.

Für das kleine Kind ist das Bedürfnis nach körperlichen Erfahrungen ein wichtiges Merkmal, für das schulfähige Kind ist das Bedürfnis nach seelischer und zunehmend kognitiv und intellektueller Ansprache beherrschend, dies hat an diesem Tag einen ganz großen Raum. An diesem Tag hat das Vorschulkind viel Spaß mit Bewegung, rhythmischen Sprüchen und Versen, abenteuerlichen Geschichten und vielem mehr.